Herrenstrasse 7

Herrenstraße 7
28 April 2023

Geschichte des St. Klara-Hauses, Herrenstraße 7

Das Fachwerkhaus ist insofern bemerkenswert, weil hier früher Pater Christoph Bernsmeyer, Gründer des Ordens der Mauritzer Franziskanerinnen gewohnt hat.

17. Jahrhundert
Das vermutlich im späten 17. Jahrhundert errichtete Fachwerkhaus mit vorkragendem Giebel ist in mehrfacher Hinsicht von großer historischer Bedeutung. In dem Giebelbalken steht:
„Alls wat wi sind un häft kümp von buorben In usse Maoderspraok Haer laot Di luoben“
das heißt: „Alles Gute kommt von oben In unserer Muttersprache Herr lass dich loben.“
Durch seine zweigeschossige Hausfront und ungewöhnliche Raumstruktur hob es sich von der sonstigen Bebauung in Telgte ab. Im vorderen Drittel des Hauses sind die Räume zweigeschossig angeordnet, erst dahinter befinden sich die zeittypische hohe Küche und rückwärtig eine unterkellerte Saalkammer. Als reines Wohnhaus ohne Wirtschaftsdiele geplant, wurde es noch im 19. Jahrhundert vornehmlich von Bediensteten der Kirche als bescheidene Unterkunft genutzt.
Dr. Fred Kaspar, Stadtarchiv Telgte

1800
Die ursprüngliche Erschließung des vorderen Obergeschoßraumes sowie des Dachbodens ist noch erkennbar. Hier ist wohl um 1800 ein Umbau bzw. eine Neugestaltung vorgenommen worden. Der hierbei geschaffene Zustand ist bis heute erhalten geblieben.
Dr. Fred Kaspar

1820
Von 1820 bis 1858 wohnte hier der Franziskanerpater Christoph Bernsmeyer (1777-1858) aus Rietberg, der seit 1808 als Seelsorger in der Pfarrei aushalf. Er bewohnte die erste Etage des Hauses, das damals als Vikarie der Gemeinde diente. 1844 legte er den Grundstein für das „Krankenspital auf der Hülle“ in Telgte,  das heutige „St.-Rochus-Hospital“. Hieraus gründete er den Orden der Mauritzer Franziskanerinnen, die sich heute weltweit in der Pflege und Betreuung kranker Menschen engagieren.
Dr. Fred Kaspar, Stadtarchiv Telgte

1960
Spätere Baumaßnahmen des 19. und 20. Jh. beschränkten sich weitgehend auf Modernisierungsmaßnahmen, wobei der Ersatz des rückwärtigen Fachwerkgiebels um 1960 durch eine massive Backsteinwand, zusammen mit der hier vorgenommenen Änderung des Daches zu Krüppelwalm am stärksten in die Substanz eingegriffen hat (die Konstruktion des alten Giebels bleibt an den erhaltenen Eckständern noch erkennbar).
Der Zustand, wie er zur Zeit von Pater Bernsmeyer bestanden hat, ist heute, bis auf einige Baumaßnahmen, noch weitgehend erhalten geblieben.
Dr. Fred Kaspar

1990
Nach der Übernahme durch die Genossenschaft der Franziskanerinnen in Münster ist das „Schwesternhaus St. Klara“ seit 1990 ein Ort der Besinnung. Es gibt einen Raum, in dem deutlich wird, dass die ehemalige Vikarie heute ein Konvent ist. In dem ehemaligen Kartoffelkeller hat sich Schwester Theodore eine Hauskapelle eingerichtet, mit Kniebänken, Kreuz, Kerze, Ikone und Tabernakel, in dem sie den Leib Christi für die Krankenkommunion aufbewahrt, zu der sie regelmäßig aufbricht.
Stadtarchiv Telgte, Michael Bönte

2016
An der denkmalgeschützten Eichentür, die bauzeitlich dem späten 17. Jahrhundert zugeordnet werden kann, zeigten sich Risse in den Verkittungen und Abplatzungen am Lack. Um die denkmalgeschützte Tür zu erhalten, wurde die Lackoberfläche der historischen Tür von einem Restaurator aufgearbeitet. Die Lackoberfläche der Außenseite wurde mit Hilfe einer Speetdheater-Infrarotlampe bearbeitet und die Farbschichten substanzschonend abgetragen. Nach dem Schleifen und Grundieren der Oberfläche wurden die Längsfugen zwischen den Profilbrettern mit einer Fugenversiegelungsmasse geschlossen. Die Außenfläche der Tür wurde mit einem ventilierenden Lack nach der vorhandenen Farbgebung neu beschichtet und zweifarbig mit Strichen abgesetzt. Für die Zeit der Restaurierung wurde der Nebeneingang zum „Paotersgänsken“ genutzt.
Schwester M.Dietmara, Schwester M. Raphaelis, Provinz-Echo, Ralf Körner

 

Danksagung
Ich möchten mich bei allen herzlich bedanken, die mich mit Informationen unterstütz haben, Dr. Fred Kaspar, Reinhold Schmelter, Schwester M. Dietmara, Schwester M. Raphaelis, Provinz-Echo, Schwester Theodore, Ralf Körner und Klaus Schwinger.

Hilmar Henke

 

Bemerkungen zu den Bildern
zu Bild 2:
Ersatztürblatt während der Reparaturdauer.
Foto: Schwester M. Dietmara, Schwester M. Raphaelis, Provinz-Echo.

zu Bild 3:
Außenfläche der Tür während des Entlackens.
Foto: Ralf Körner (Restaurator).

zu Bild 4:
Tür nach der Restaurierung
Foto: Hilmar Henke

zu Bild 5:
Kapelle
Foto: Hilmar Henke

zu Bild  6:
Giebelinschrift
Foto: Christian Westphälinger